Auf das Huhn gekommen - Altötting-Burghausen
Auf das Huhn gekommen
Sie kommen gerne in die Schule – und das deutlich vor Unterrichtsbeginn. Der Grund für dieses eher untypische Verhalten von Schülern, das derzeit an der Weiß-Ferdl-Mittelschule zu beobachten ist, ist ein Projekt: Seit vier Wochen leben Mathilda, Lana, Hedwig und Blacky auf dem Schulgelände – und sie brauchen regelmäßig Betreuung, handelt es sich bei den Neuzugängen doch um Hühner, genauer gesagt um zwei Grünleger sowie einen Blauen und einen Goldenen Sperber.
Möglich gemacht hat das der Lions Club Altötting-Burghausen. Er hatte Ende vergangenen Jahres alle Schulen des Landkreises angeschrieben, sich im Rahmen des Ideenwettbewerbes „Lions Schule plus – Schule mit Rückenwind“ mit Projektideen rund um das Thema Nachhaltigkeit zu bewerben. Sechs davon sollten mit 3500 Euro unterstützt werden, so die Ansage. In den Genuss dieser Mittel, die auf drei Jahre verteilt ausgezahlt werden, kommt unter anderem die Weiß-Ferdl-Mittelschule, weil das Konzept, das die Lehrerinnen Katharina Hofer und Sandra Schöler eingereicht hatten, die Verantwortlichen des Lions Clubs überzeugte.
Vor vier Wochen war es soweit, die Hühner wurden geliefert. Sie leben seither in einem Stall samt Auslauf, der mit der ersten – und größten – Rate der Zuwendung in Höhe von 2000 Euro angeschafft und aufgestellt wurde. In diesem Bereich sind sie vor Hitze und Unwettern ebenso geschützt wie vor Fressfeinden. Dass es ihnen auch sonst an nichts mangelt, dafür sorgen die Schüler. Im wöchentlichen Wechsel kümmert sich eine Klasse um ihr Wohlergehen. Mitmachen können Klassen der Jahrgangsstufen 5 bis 8 und – sofern es nicht mit den Prüfungsvorbereitungen kollidiert – auch Neunt- und Zehnklässler.
Aktuell ist die Klasse 5b in der Verantwortung, und von der fanden sich Anna, Julian, Lobana und Maia ein, als das Projekt am Dienstag Vertretern des Lions Clubs und des Fördervereins, der einen kleinen Betrag bereitgestellt hat, vorgestellt wurde. Wie sie erklärten – und demonstrierten –, wechseln sie Wasser und Pelletfutter, geben ihnen geeignetes Frischfutter wie Obst und Gemüse, säubern den Stall und sehen überhaupt nach dem Rechten. Eine andere Aufgabe ist indes noch nicht aktuell: das Entnehmen der Eier. Solche nämlich legen die Junghühner noch nicht. Sie sind erst 24 Wochen alt, in vier Wochen aber soll es soweit sein. Der Beginn der „Produktion“ fällt demnach voraussichtlich in die Sommerferien, in denen Mathilda, Lana, Hedwig und Blacky vorübergehend ein anderes Zuhause finden, weil sie so lange nicht alleine bleiben können.
Nach den Ferien aber geht das Projekt, das laut Fachlehrerin Katharina Hofer in einem Stall- und später auch Legebuch dokumentiert wird, in die nächste Phase. Da sollen die Eier eine Rolle spielen: in der Schulküche etwa, oder wenn sie für einen guten Zweck verkauft werden – je nachdem, was die jeweils zuständige Klasse plant. Von anderen Aspekten profitieren alle beteiligten Schüler: Sie lernen, wie man mit Lebewesen umgeht und was es mit Tierwohl und regionalen Lebensmitteln auf sich hat.
Seitens des Lions Clubs äußerten sich Dr. Stefan Vlaho, unter dessen Präsidentschaft das Projekt auserkoren wurde, und Engelbert Leiß-Huber, der Vorsitzende des Hilfswerks des Lions Clubs, anerkennend. Vlaho sagte, man habe den Schulen bei der Projektidee bewusst viel Freiraum gegeben, „sie wissen ja selbst am besten, was zu ihren Schülern passt“. So könnten viele Facetten der Nachhaltigkeit, die im Mittelpunkt steht, berücksichtigt werden – so wie an der Weiß-Ferdl-Mittelschule, die ein „ganz tolles Projekt“ begonnen habe.
Schulleiter Rainer Langseder würdigte das Engagement der beteiligten Klassen und Lehrerinnen – und verwies darauf, dass möglicherweise nicht nur die Weiß-Ferdl-Schule profitieren wird. Es gebe Überlegungen, sowohl den benachbarten Kindergarten als auch die angrenzende Grundschule einzubeziehen.