2025_Ferstl, Ankersaal - Altötting-Burghausen
Mit Mut ins Ziel - Beim Sport und sozialen Engagement

Der Wimpernschlag zum Sieg
Ex-Skirennläufer Pepi Ferstl über das Auf und Ab im Skisport – Veranstaltung des Lions Clubs
Burghausen. „Du musst di halt traun, dassd` di da obihaust“, dröhnt es aus den Lautsprechern. Schon während der Film „Die Streif – One Hell of a Ride“ über die Leinwand rauscht, bekommen die Zuschauer weiche Knie. Das legendäre Hahnenkammrennen in Kitzbühel ist ein Höllenritt, der den Speedfahrern alles, wirklich alles abverlangt und ein unglaubliches Risiko in sich trägt.
Kaum fällt der Vorhang, sitzt vor den vollbesetzten Kinoreihen ein entspannter junger Mann im beigen Anzug, der auf dieser wohl gefährlichsten Strecke der Welt immer wieder ins Ziel gebrettert ist, 15 mal Abfahrt, sieben Mal Super-G. „Da bist du voll im Tunnel drin“, sagt Pepi Ferstl, der gebürtige Traunsteiner, der vor gut anderthalb Jahren seine aktive Karriere beendet hat. Auf Einladung des Lions Clubs Altötting-Burghausen ist der Ex-Weltcupfahrer und Nachwuchstrainer im DSV zu einer Benefizveranstaltung in den Ankersaal gekommen, steht dem Publikum Rede und Antwort. Denn auch wenn er beim Rennen den Kopf auszuschalten vermag: Zu sagen hat er was.
Schon im Film wird deutlich, wie die jüngsten Talente einirutschen in den Skisport, wie die Kleinen Stangerl fahren, den Vorbildern nacheifern, a rechte Gaudi im Schnee haben. So war´s auch beim Pepi, obwohl er sogar noch näher dran war. Schließlich war der Vater, der Sepp Ferstl, bereits Skirennläufer, hat zwei Mal hintereinander die Streif gewonnen (1978, 1979). „Aber Druck hat der Papa mir und meinen beiden Brüdern nie gemacht“, erzählt Josef Ferstl junior, der mit seiner Familie in Tengling wohnt. Und Druck wird der 36-Jährige auch auf seinen Nachwuchs nicht ausüben. „Wenn es hier eine dritte Generation ,Ferstl‘ geben soll, dann muss es von den Kindern selbst kommen.“
Wie bei ihm. Mit 16, 17 Jahren wusste er, dass er neben all dem Spaß, all der Leidenschaft mehr einbringen muss, um ganz nach oben zu kommen. Denn schon der Heranwachsende hatte ein hehres Ziel: „Kitzbühel zu gewinnen, des wär a Sach“, meinte er einst zu seinem Trainer.
Doch die Karriere wollte nicht immer so, wie sie sollte. Pepi Ferstl musste Verletzungen wegstecken, Tiefs überwinden, sich mit viel Disziplin und Durchhaltevermögen wieder zurückkämpfen. 2017 dann gewann er den Super-G in Gröden, 2019 in Kitzbühel. „Wenn du eine Vision verfolgst, wenn du Idole hast, nimmst du einiges auf dich“, erklärt er seinem Publikum.
Dass freilich nicht nur Leistung, sondern auch ein Quäntchen Glück dazugehört, um als Bester unter den Besten auf dem Podest zu stehen, verdeutlicht der 36-Jährige mit einem kurzen Experiment: Wer einmal versucht, auf der Stoppuhr seines Smartphones blitzschnell Start, Stopp zu drücken, begreift, in welchem Rahmen sich Sieg und Niederlage im Skirennsport bewegen. Hundertstelsekunden entscheiden.
Jetzt steht Pepi Ferstl auf der anderen Seite, trainiert den Nachwuchs beim DSV, arbeitet als Kommentator bei Eurosport und gibt nicht nur dem begeisterten Publikum in Burghausen gute Mindsets mit auf den Weg. Eins aber hätte zumindest Moderator Josef Hinterschwepfinger vom Lions Club, der neben Pepi Ferstl und Bürgermeister Florian Schneider vorne auf der Bühne saß, gerne noch gewusst: „Wie ich meine Ski am besten wachsl“, scherzte er. Wunderbar offen hatte Pepi Ferstl alle Fragen von Publikum und Podium beantwortet, aber dieses kleine Geheimnis behielt er für sich.
Der Erlös der Benefizveranstaltung des Lions Clubs Altötting-Burghausen und die Spendeneinnahmen, die Josef Hinterschwepfinger verdoppelte, gehen zu 100 Prozent an das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin in Altötting. Chefarzt Dr. Stefan Vlaho erklärte, dass die Zuwendungen in den Therapiegarten für Kinder mit Handicap fließen.
(Alt Neuöttinger Anzeiger vom 20.10.2025)


